Wilhelm Busch sagte einst: „Ausdauer wird früher oder später belohnt – meistens aber später."
In den letzten Monaten haben ich sehr viele Menschen mit ihren Pferden begleitet, die gemeinsam eine große Aufgabe vor sich hatten. Diese waren teilweise keine kleinen Kavaliersdelikte, die man mit einem Schmunzeln mal eben weg lächelt. Nein - dabei waren Pferde mit Befunden, die nur mit entsprechendem Training schmerzfrei leben können, festgefahrene Verhaltensweisen, die wirklich gefährlich waren und so dauerhaft noch schlimmer geworden wären oder Pferdebesitzer, die gefühlt eine Weltreise aus sich heraus machen mussten, um der Chef für ihr Pferd zu werden, den es braucht. Eine Menge halb so tragischer aber dennoch spezieller und anspruchsvoller Fälle reihten sich mit ein ein.
Für eigentlich jedes Pferd, jeden Menschen und jede Situation gibt es Lösungen, die - zumindest in meinem Unterricht - oft erst ein Mal anders sind und auf die man sich einlassen muss. Das hat natürlich auch den Grund, dass diese Paare ansonsten schon anderweitig die passenden Fachleute gefunden hätten. Glücklicherweise gibt es aber auch ein paar elegante, kleinere Übungen, die mit wenig Einsatz viel bewirken. Eins haben sie dennoch alle gemeinsam: Sie bedeuten Arbeit.
Generell gilt: Wir machen das, was funktioniert und wir machen es so, dass es funktioniert.
Hände zu hoch, zu tief, Beine zu weit vorne oder hinten, oben drauf sitzen (bleiben) - egal wie und ach ja: Loslassen ist keine Option!
Ich sage immer: „Wen interessiert es denn, wie das aussieht? Es guckt doch keiner!"
Die Skala der Ausbildung ist hierbei eine wirklich nett gemeinte Hilfe, die dem Reiter mit dem perfekten Sportpferd mit Sicherheit eine gute Orientierung bietet. Für "andere" Pferde könnte man auf dem Dreieck eher eine große Kritzelei zeichnen, die den Weg ihrer Ausbildung durch die einzelnen Stufen verdeutlicht. Und genau das ist die Realität.
Optimierungen an Sitz oder Form finden erst dann statt, wenn die Basis stimmt. Wenn es noch keine gibt, haben wir zunächst anderes zu tun und gerade diese Basisarbeit ist viel wichtiger und wertvoller.
Die Erfolgsgeschichten in diesem Jahr können sich wirklich sehen lassen, denn meine Schüler waren unheimlich fleißig. Ich bin sehr, sehr ´(!!!) stolz, dass ich in den letzten Monaten so oft sagen konnte: „Tja, da gibt's nichts mehr zu meckern, das ist genial! Danke - andere Hand."
Auf die mir so oft gestellte Frage: „Wird das irgendwann mal besser?“, Kann ich immer nur wieder sagen: „Ja, das wird es, aber es bedeutet viel Arbeit und ist sehr anstrengend und es wird dauern." Diese Tatsache für sich und sein Pferd zunächst ein Mal anzunehmen, ist der erste und sehr wichtige Schritt.
Schaut Euch als bestes Beispiel doch den Warmblutwallach Gatsby an, der im Winter bei uns zur Grundausbildung war. Unser Ziel in diesem Jahr war es, das Gelernte zu festigen und vielleicht mit Reiter zu galoppieren.
Wenn man mal bedenkt, dass dieses Pferd gar nichts vom Reiter gehalten hat, mich da oben mit absoluter Missachtung strafte und körperlich nicht das perfekte Reitpferd ist, ist das schon ein ordentlich gestecktes Ziel.
Aber die Besitzerin Theresa ist eben fleißig, nimmt sich die Aufgaben aus dem Unterricht zu Herzen und traut sich vor allem jedes Mal ein bisschen mehr zu, ihren eigenen Schweinehund die Stirn zu bieten.
Die beiden haben nun schon mehrere Ausritte gemeistert, fangen mit den Seitengängen im Trab an und machen schon ein wenig Galopparbeit auf dem Reitplatz.
Sieht das alles aus, wie das Pferd bei Instagram? Nein!
Ist da noch Luft nach oben? Ja!
Und wen stört das? Niemanden!
Geduld dem Pferd gegenüber, Vertrauen in den Trainer und Mut, sich neuen Aufgaben oder alten Ängsten zu stellen sind die Formel für den PERSÖNLICHEN Erfolg.