Unsere Pferde haben je nach Rasse entsprechende körperliche und mentale Eigenschaften, sogenannte Zuchtziele. Je weiter unsere Nutzung, Vorlieben und reiterliches Niveau davon abweichen, desto mehr Kompromisse muss der Besitzer eingehen. Oder auch, je weiter das Pferd von seinem dafür eigentlich gezüchteten Zuchtziel abweicht.
In der Arbeit mit diesen drei beispielhaften Pferdetypen findet sich der ein oder andere vielleicht wieder:
- Ein sehr entspanntes, leicht träges Pferd, macht liebend gerne Ausritte, Trails und Basisarbeit. Es muss für die „anstrengenderen“ Lektionen aber erst Energie aufbauen. An diese energetisch hohen Punkte zu kommen, fordert vom Besitzer eine ebenso hohe Eigeninitiative. Wenn man mit diesen Pferden schwere Sachen reiten will, muss man gut und systematisch motivieren und selbst den „Motor“ spielen. Manche Lektionen scheinen dadurch unerreichbar und benötigen mehr Übung, als bei anderen Pferden. Dafür kann man aber jederzeit entspannt Ausreiten.
- Ein sensibles Pferd lernt neue Dinge spielend, versteht den Reiter sofort und bringt viel Arbeitseifer mit in das Training. Wenn wir aber nach zwei Wochen Pause „nur ein bisschen“ Schritt reiten wollen, ist das für diese Art von Pferd unverständlich. Der wache Geist möchte arbeiten und interpretiert jede Regung als Aufgabe. Der Mensch muss deshalb viel Abwechslung aber auch Konsequenz in das Training mit einbringen und eine klare Körpersprache besitzen.
- Das „Hochleistungssportpferd“ gibt im Training immer alles und geht dabei an seine Grenzen. Der Körper ist für eine hohe Leistung gezüchtet, die jederzeit abrufbar ist und auch genutzt werden will. 0/8/15- Bahnfiguren sind vielleicht zum warm werden gut, aber danach? Arbeit muss her! Galopparbeit mit Cavalettis oder Sprüngen, wechselnde Geschwindigkeiten und Übergänge oder Aufgaben, der schweren Klassen machen diese Pferde entspannt und zufrieden, denn dafür wurden sie auch gezüchtet: Für den Sport!
Nun kommt der Sonntagsreiter daher und möchte bei kühlen Temperaturen und Wind eine schöne Runde ausreiten. Dieses Ende lasse ich Eurer Fantasie offen...
Was ich durch die Zeilen sagen möchte: Wir müssen Kompromisse eingehen, auch wenn sie uns nicht schmecken. Letztendlich sind all diese Pferde vom Menschen gemacht und für einen bestimmten Zweck gezüchtet. Nutze ich dieses Zuchtziel nicht, muss ich mich nicht wundern, wenn die Realisierung meiner Ambitionen schwierig wird. Jeder Pferdemensch weiß EIGENTLICH vorher, was er in seiner Freizeit tun möchte und kann sich eine dementsprechende, für ihn passende Rasse aussuchen. Die Auswahl ist groß!
Und auch dann, wenn man vermeintlich alles richtig gemacht hat und es trotzdem nicht optimal läuft, kann ich mich entscheiden, mich der Aufgabe zu stellen oder für dieses Pferd jemanden zu suchen, der besser passt.
Für alles andere gilt es zu dealen und an sich selbst zu arbeiten!